Der Dopingfall einer Triathletin kostete einer fairen Sportlerin etwa 15.000 Euro und viele weitere Chancen.
Der österreichische Trainer und Doping-Experte Wilhelm Lilge dokumentierte die katastrophalen Folgen einer unschuldigen Sportlerin nach dem Dopingfall einer ihrer Gegnerinnen.
Die Wiener Triathletin Tanja Stroschneider belegte im Juni 2021 bei einem Triathlon-Europacuprennen in Dnipro (Ukraine) den 6. Rang. Den Wettkampf gewann damals die Ukrainerin Yulia Yelistratova, die zwei Monate später kurz vor dem Olympia-Triathlon in Japan suspendiert wurde.
Die 16-fache Europacup-Siegerin wurde positiv auf EPO getestet. Das positive Ergebnis stammt just aus dem Rennen in Dnipro, wo ihre Kontrahentin Tanja Stroschneider den 6. Platz belegte.
Gedopte Sportlerin verhinderte Kaderplatz
Wie Wilhelm Lilge auf seinem Instagram-Profil schrieb, bedeutete Rang 6 statt dem eigentlich verdienten 5. Rang einen Verlust von 15.000 Euro für die Triathletin und viele weitere verpasste Möglichkeiten. Denn wäre sie damals schon auf Platz 5 gewertet worden, hätte sie den Sprung in den B-Kader des österreichischen Triathlonverbandes geschafft. Damit hätte sie vom ÖTRV eine Kaderförderung erhalten.
Hinzu käme ein etwas höheres Preisgeld, welches Tanja Stroschneider für ihren 5. Platz kassiert hätte. Auch die Prämien von Sponsorenverträgen wären für die Österreicherin höher gewesen. Die Chance auf Startplätze bei wichtigen Rennen hätten sich für Stroschneider ebenfalls erhöht.
In Summe rechnet Wilhelm Lilge mit einem finanziellen Schaden von rund 15.000 Euro für ihre Triathletin. Und dieser Verlust wurde schlussendlich durch die Ukrainerin Yulia Yelistratova verursacht, die damals als "nicht saubere" Sportlerin das Rennen gewann und so Tanja Stroschneider nur den 6. Platz statt Platz 5 belegte.
Übeltäterin nahm einer Sportlerin sogar die Chance auf Olympia
Die Ukrainerin gab übrigens kurz vor den Olympischen Sommerspielen 2021 eine weitere positive Dopingprobe ab. Da sie zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens ihrer positiven Dopingtests bereits in Japan bei den Olympischen Spielen anwesend war, konnte keine andere Athletin mehr für Yelistratova nachrücken, die schlussendlich kurz vor dem Olympia-Rennen suspendiert wurde. Die Ukrainerin nahm damit sogar einer Triathletin die Chance an den Olympischen Spielen teilzunehmen.
Die Sportlerin stritt ihre Dopingvergehen ab und zog sogar vor den internationalen Sportgerichtshof - erfolglos. Laut Lilge hatte sie während der Suspendierung andere Sportler betreut, was gleichbedeutend mit einem weiteren Verstoß gegen die Antidopingbestimmung ist.
Verspäteter 5. Platz bringt kaum eine Gerechtigkeit
Mittlerweile wurde Yulia Yelistratova für fünf Jahre gesperrt. Alle ihre Leistungen ab dem positiven Dopingtest in Dnipro wurden annulliert. Das Urteil ist rechtskräftig. Tanja Stroschneider rückt mit mehr als zwei Jahren Verspätung im Klassement um einen Platz nach vorne. Die Prämie für die nun bessere Platzierung erhält sie "möglicherweise" noch nachträglich ausbezahlt.
Ansonsten bleibt die Wienerin auf dem restlichen Schaden sitzen, den die Ukrainerin durch ihr unsportliches Verhalten verursacht hat.
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