Das für voriges Jahr im Dezember 2020 geplante 25. Jubiläum dieses traditionellen Marathons in der Stadt der Tricolore wurde kurzfristig wegen rigoroser Coronabestimmungen abgesagt.

Eine Geld-zurück-Option wurde nicht angeboten, stattdessen ein Transfer des Startes auf das kommende Jahr 2021 ohne allfällige Mehrkosten, wovon ich zunächst nur pro-forma Gebrauch machte (vor einem Jahr hat uns die Politik quasi versprochen, dass die Pandemie bis zum Sommer vorbei sein würde, aber das ersehnte „Licht am Ende des Tunnels“ (copyright  Altbundeskanzler Kurz) sehen nur (von der Politik verblendete) Optimisten.

Ummeldung, Anreise und Abholung der Startunterlagen

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Die üblichen zu treffenden vorkehrenden Maßnahmen für die Teilnahme an Marathons in Italien bleiben mir auch heuer nicht erspart, nämlich die Übermittlung eines aktuellen ärztlichen Attests und der Nachweis der sog. Runcard (beides hat in der Regel 1 Jahr Gültigkeit). Für die Einreise ist der grüne Pass (zwei EU-konforme  Corona-Impfungen und die elektronische Anmeldung über EU-PLF (EU digitales Passagier-Lokalisierungs-Formular) erforderlich.  Ich habe diesmal ein sehr günstiges ÖBB-Sparticket um je 29, 90 für beide Strecken (Wien-Venezia-Mestre und zurück) bekommen, die Weiterfahrt nach Bologna mit Umstieg in den TPER in das ca. 70 km entfernte Reggio Emilia, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz mit ca. 170.000 Einwohnern, buche ich über die Website von Trenitalia. In früheren Jahren bin ich zumeist mit dem Auto die 750 km von Wien nach Reggio Emilia gefahren. Aber die Heimfahrt dann am Renntag in der Nacht war mehr als anstrengend. Jetzt in der Pension gehe ich es ruhiger an, auch brauche ich nicht mehr um Urlaubstage anzusuchen.

Samstag um 6:35 Uhr fährt der Railjet gleich um 10 Minuten verspätet vom HB in Wien ab, bis Klagenfurt sind es dann schon 35 Minuten Verspätung. Nach Tarvisio schafft es der Zug noch, in Pordenone bleibt er dann mit Defekt stehen. Ein paar alte Menschen verstehen die Durchsage in Italienisch und Englisch nicht, sie bleiben im Zug sitzen. Wir haben Glück, ein RegioExpress kommt um 13:40 Uhr nach, meinen Anschluss um 14:38 Uhr in Venezia Mestre verpasse ich zwar, aber mit dem Frecciarossa nach Lecce geht es für mich bis Bologna weiter. Statt um 17 Uhr komme ich erst gehen 18:30 Uhr in Reggio Emilia an, wo ich im Hotel Posta 2 Nächte gebucht habe.

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Bis 20 Uhr kann man laut Veranstalter-homepage  auf der Expo die Startnummer abholen, diese fand in all den Jahren im Palazzo dello Sport in der via Guasco statt. Als ich um 19:30 Uhr dorthin komme, ist das Gebäude eingerüstet, kein Zeichen deutet darauf hin, dass hier Startnummern ausgegeben werden. Auch unter den FAQs steht definitiv nicht, wo man diese bekommt. Ich frage willkürlich junge Leute, die sportlich aussehen. Einer sagt, dass sich die Expo heuer erstmals im Start und Zielbereich an der Piazza della Vittoria befinde. Es geht sich noch aus, 10 Minuten vor 8 Uhr bin ich dort. Der Eintritt wird nur nach Vorzeigen des grünen Passes gewährt, hernach bekommt man ein gelbes Band um das Handgelenk gelegt, das als Zugangsvoraussetzung für die Startkorridore dient. Ich bekomme neben der Startnummer auch eine Goodiesackerl und ein schickes Jubiläumsshirt.

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Am Stand vom Clubmarathon Italia ist diesmal nicht der Präsident Paolo  Gini anwesend, der immer die Besucher bzw. Mitglieder (bin seit 2016 dabei) abkassiert, sondern jemand anders. So lasse ich meine Brieftasche im Rucksack und ziehe von dannen. In der Stadt flanieren die Leute in der weihnachtlich geschmückten  Via Emilia San Pietro auf und ab. Ich entdecke eine Pizzeria nahe dem Hotel, die Lokale sind in Italien nicht wie in Österreich gesperrt, man muss nur den grünen Pass vorweisen und mit einer Maske das Lokal betreten, die man beim Essen abnehmen kann und muss (nona). Eine etwas mühsame Anreise plus Tücken bei der Suche nach dem Expogelände geht am Ende positiv zu Ende.

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Der Renntag

Im Hotel Posta wird wegen des Marathons das Frühstück (collazione) schon um 6:30 Uhr angeboten. Allerdings kann man sich nicht selbst am Büffet bedienen, sondern stellt sich in die Reihe und wartet bis man drankommt. Meine Italienischkenntnisse reichen aus, um nicht aufzufallen – wie ein Deutscher, der mit Piefke-Englisch ordern will – am Ende zeigt er mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf seine Wunschspeisen. „Latte caldo“ bekommt er für sein mitgebrachtes Müsli in einem überdimensionierten Karton dann erst verspätet. Ich treffe Michelle Rizzitelli, der mit seiner Gattin Angela Gargano erst letztes Jahr den 1000. gemeinsamen Marathon bestritten hat – als Paar sind die beiden Weltrekordhalter. Sie sind auch schon bei  der 10x10er-Serie in Bad Blumau gelaufen. Angela wird heute als Schluss-Pacemakerin für 6 Stunden im Einsatz sein, erzählt er.

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Bis zum Start verbleiben noch 1 ½ Stunden, ich gehe aufs Zimmer und entscheide mich für 3 Lagen (ein Singlet unter einem long-sleeve und darüber eine leichten Windjacke). Es hat am Morgen nur 1 Grad C, 2019 habe ich mir sogar in einem am Sonntag schon zeitlich in der Früh geöffneten Laden Handschuhe um 10 Euro gekauft.  Ich bin bisher in Reggio Emilia schon fünfmal den Marathon gelaufen ( 2001 – 4:24:47; 2013 – 4:47:47; 2015 – 4:54:02; 2017 – 4:49:20; 2019 – 5:42:92), gleich im ersten Jahr nach meinem Beginn mit dem Hobbymarathonlaufsport fanden wir tiefwinterliche Bedingungen vor – 20cm Neuschnee und Minusgrade. Die Strecke führt in die umliegenden höher als Reggio Emilia gelegenen Vororte, da kommen einige Hundert Höhenmeter zusammen.  Daher ist dieser Marathon ziemlich anspruchsvoll und m.E. eher nicht für BPs geeignet.

Vom Hotel Posta ist der Startbereich keine 200 m entfernt, das war mir bei der Buchung nicht bewusst, denn ich war auf das Areal nahe dem Sportpalast eingestellt. Es herrscht reges Treiben, nicht  jeder stellt sich in die Reihe, um aufs Dixi-Klo zu gehen, daher befinden sind viele Marathonstarts nahe Parks mit Bäumen und Gebüsch.

 

Reggio Emilia ist eine Stadt mit einer Vielfalt an historischen Bauwerken, Piazze mit klingenden Namen, Säulen, Kirchen, Museen u.a.m.,  die allerdings die Marathonläufer/innen nicht primär tangieren, wenn es um einen Lauf über die 42,195 km geht. Man bleibt eher in Florenz oder Rom länger, um die Stadt zu erkunden, weil diese als Kunst- und Kulturstädte weltbekannt sind und touristisch auch entsprechend vermarktet werden. Der Rom Marathon hat 7 Stunden offen, ich habe erlebt, wie sich Amis und Japaner am Trevibrunnen ausruhten und Fotopausen einlegten.

Wissen sollte man, welche Bedeutung es mit der sog. Tricolore (die Dreifarbige, rot, weiß, grün) hat: Die italienische Nationalfahne hat in Reggio Emilia ihren Ursprung. Der von Ludovico Bolognini vorgelegte Entwurf wurde 1797 von den Vertretern aus Reggio Emilia, Modena, Ferrara und Bologna als Symbol der Repubblica Cisalpina angenommen.  Allerdings ist  Azzurro die Farbe der italienischen Sportfans (Tifosi, das kennt man vom Fußball).  Das hat mit dem früheren Königreich Piemont-Sardinien zu tun, die Flagge der damaligen Herrscher war blitzblau mit dem Wappen drauf. Das Original der heutigen italienischen Fahne ist im Rathausgebäude von Reggio Emilia ausgestellt. Das angrenzende Tricolore-Museum dokumentiert den historischen und politischen Entstehungskontext der Flagge.

Harald Wurm läuft mir über den Weg, auch er wird heute hier den Marathon laufen. Warum er als 3:15 h-Finisher dem letzten Block wie ich zugeteilt wurde, kann wohl nur mit dem Zeitpunkt der Anmeldung zu tun haben. Harald ist einer von den mittlerweile über 20 Österreichern mit mehr als 100 Marathons und er noch  dazu mit tlw. sehr schnellen Finisherzeiten. Wir unterhalten uns über zukünftige Marathonpläne in der weiten Welt. Ich erwähne die Schwierigkeiten, die bei mir aufgetreten sind, als ich mich für einen Marathonstart in Abu Dhabi entschied. Fast könnte man von bremsender Bürokratie sprechen, wäre der Ernst der Lage bei Corona nicht so ausgeprägt. Eines steht fest – das sagt auch Harald – viele lassen sich derzeit von Reisen ins ferne Ausland abhalten, weil die Hürden mitunter zu groß geworden sind und man zusätzliche Wege einkalkulieren muss, die die  Vorfreude trüben.

Ich spaziere mit meiner Digicam im Anschlag an den Blöcken mit Sperrgitter und Ordnerkontrolle beim Zutritt entlang und knipse in gewohnter Manier. Alle haben vorschriftsmäßig die Gesichtsmaske über Mund und Nase gestülpt, man kann nicht erkennen, ob jemand mit ernster oder heiterer Miene auf den Start wartet.

Zum E-Book Trainingspläne für Läufer und Läuferinnen

Angela, die Frau von Michele, begrüßt mich, sie hat mit 2 anderen einen rosa, heliumgefüllten Ballon mit der Aufschrift 6 h an der Schnur befestigt.  Mein Ziel für heute wäre genau diese Schlusszeit,  selbst wenn auch nur sehr knapp unter 6 Stunden. Daher steht mein Entschluss fest: ich werde mich eine Zeitlang an die drei Frauen anhängen.

Die Blöcke starten hintereinander, Harald wünscht mir ein gutes Gelingen und startet von hinten sein zu erwartendes schnelles Rennen, das er mit 3:31:48 abschließen sollte. In all den Jahren, an denen ich hier dabei war, ging es auf den ersten vier, fünf Kilometern in einem verwinkelten Rundkurs entlang von historischen Sehenswürdigkeiten, auf die – wie schon gesagt – beim Lauf kaum jemand achtet, durch die Stadt und dann hinaus zumeist auf Asphalt in das höher gelegene Umland mit Vororten. Heute ist ein sonniger Tag zu erwarten, keine Wolke ist am Himmel zu sehen, die Tageshöchstwerte werden aber im einstelligen Bereich bleiben.

Ich bewege mich direkt hinter Angela und ihren Pacemakerkolleginnen, hinter uns sind nach zwei Kilometern auf der Via Emilia di San Pietro vielleicht noch ein Dutzend, ev. auch mehr TeilnehmerInnen, die zu den Langsamen zählen. Das Pacer-Trio läuft mit ca. 8 min/km, ich kann gut mithalten. Beim Kilometerpunkt 3 steht Paolo Gini und fotografiert, in Ravenna war er noch selbst aktiv dabei und finishte „nur“ 20 Minuten hinter mir. Doch er weiß nur zu gut, dass der Kurs hier in Reggio Emilia schwieriger ist.

Bevor es aus der Stadt hinaus in südöstliche Richtung geht, befindet sich die erste Labe. Es gibt nur eiskaltes Wasser in 0,5l Flaschen, auf Tee hätte ich mich gefreut. Die 6h-Pacer sind (bewusst?) zurückgefallen. Ich bleibe bei meinem Tempo von ca. 8 – 8:20 min/ km. Langsam setzen kleine, unbedeutende Positionskämpfe ein, ein 80-Jähriger wird von einem Radfahrer begleitet, auch eine Frau versucht, ihm das Tempo vorzugeben. Ich bleibe konstant hinter ihnen.

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Nach ca. 6 Kilometern nähern wir uns der Ortstafel von Caviolo, ein Vorort von Reggio Emilia mit ca. 2800 Einwohnern. Die etwas verschneite Landschaft ist schön, aber doch eintönig, die Wintersaat ist durchgekommen, doch der Neuschnee hält sie bedeckt. Meine Kameralinse ist beschlagen, ich versuche, sie mit der einem Zipfel der Jacke trocken abzuwischen. Auf einem schottrigen Feldweg führt der Kurs zur Villa Levi, ein klassizistisches Landhaus aus dem frühen 19 Jh., das auch öfters für Filmaufnahmen herangezogen wurde und das heute Ferienwohnungen anbietet.

Beim nahen Kilometerpunkt 10 gibt es nun endlich auch warmen Tee, für den 80-Jährigen ist hier „Schluss mit lustig“, er fällt (für mich erwartungsgemäß) zurück und mit ihm auch seine Pacer. Aber dafür kommt ein anderer Kollege nach, es ist wie schon in Ravenna wieder Marco Sominazzi. Mit seiner bewährten  Geh-Lauf-Taktik kommt er gut voran. Die Straße weist eisige Stellen auf, ich kann und will ihm auch nicht folgen  – dies aber mit einem weinenden Auge, denn seit meinen Problemen mit den Knien bin ich stark gehandicapt und habe sozusagen das Laufen verlernt.  Für die 10 km habe ich bisher 1:20 h benötigt.

Bei der 11 km-Marke verlassen wir die ländliche Idylle von San Rigo, ebenso zur Provinz Reggio Emilia gehörig. Die Sonne kommt nach 1 ½ Stunden nun um 10:30 Uhr vormittgas schon stärker zur Geltung, warm wird mir zwar nicht, aber ich empfinde den Lauf als angenehm, die Steigungen sind lang gezogen, man nimmt sie zumeist nicht so deutlich wahr. Verschneite Weingärten haben wir derzeit auch in Wien, für einen Schnappschuss ist ein solcher Anblick ein gutes Fotomotiv.

Bei der 15 km-Tafel ist wieder eine Versorgungsstelle, wie überhaupt alle fünf Kilometer Laben angeboten werden (ab 5 km bis 40). In all den Jahren, in denen ich hier den Marathonbewerb mitgelaufen bin, waren an derselben Stelle fast immer auch dieselben Tafeln und Spruchbänder angebracht, manchmal auch politisch gemeint, zumeist aber ein Hohelied auf den Marathonlaufsport und seine Akteure (lunga vita al podismo). Auf der Via Montegrappa geht es nun in einen lang gezogenen Bogen in südwestliche Richtung nach Montecavolo, zur Kommune Quatro Castella gehörig und Teil der Provinz Reggio Emilia. In früheren Jahren, auch noch 2019 spielte im Ort eine Musikkapelle für die LäuferInnen auf, es gab Zurufe vom Publikum und zusätzliche Versorgungsangebote aus privater Hand (dies alles ist wohl wegen Corona ausgeblieben und untersagt).

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Bei Kilometer 18 überholt mich ein Laufpärchen, vom Aussehen her und danach zu schließendem Alter könnte etwa die 30jährige die Tochter für den 60jährigen Papa das Tempo machen. Der Kurs weist ein leichtes Abwärtsgefälle auf, hier habe ich noch 2019 immer beschleunigt. Die Halbdistanz bei Rubbianino schaffe ich nicht wie angepeilt mit 2:45, aber viel fehlt nicht. Noch ist eine sub 6 h Finisherzeit zu schaffen.

Benedetto (M65) holt mich nun ein, er walkt wirklich schneller als ich laufe – in  Ravenna habe ich ihm einige Minuten abgenommen, aber was soll’s. Ich lass ihn ziehen, schließlich bleibt er noch bei der 25 km-Tafel gut in Sichtweite. Es folgt eine längere Steigung, ich blicke mich um, die 3 Pacerinnen nähern sich. Schade, ich hatte gehofft, dass ich vor ihnen bleiben würde. Aber nein, die Damen sind energisch und haben mich als Reiz- und Fixpunkt auserkoren.

Ein Einsatzfahrzeug des Roten Kreuzes braust in möglicher Höchstgeschwindigkeit daher, ich weiche an den Straßenrand aus. Ein Hubschrauber fliegt über uns, der Landplatz ist nur 1 km weiter. Während Angela und ihre Kolleginnen schon die von Einsatzkräften abgeschirmte Stelle passiert haben, komme ich nun dorthin und werde gebeten, n.M. irgendwie auszuweichen – nur auf beiden Seiten ist ein Graben und Wasser drinnen. Ein leblos wirkender Mann, der beim Marathon teilgenommen hat, wird mit einem Defibrillator behandelt. Sein Gesicht ist gelblich, er zeigt keine Lebenszeichen mehr. Solche tragischen Fälle habe ich schon in Kainach, Florenz und Tallinn hautnah erlebt. 

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Ich halte mich hier nicht auf, sondern versuche den Anschluss an Angela und ihrem Pacerteam zu halten. Bei der 30km Labe bemerke ich, dass man nun schon am Abräumen ist, aber bis zum fixen Rennschluss um 15 Uhr verbleiben noch mehr als 2 h. Bei meinem 200. Marathon 2014 in Casablanca hat man nach 4 h den Verkehr wieder freigegeben. Es geht tlw. auf derselben Strecke nach Reggio Emilia zurück, auf der wir gekommen sind. Ich passiere, verfolgt von einem Laufpärchen, zum zweiten Mal den Ort Coviolo. Ich komme zu einer Abzweigung, vor Jahren liefen wir nach rechts durch ein Fabrikgelände, aber es könnte ja auch durch die Unterführung geradeaus weiter gehen. Keine Markierung ist zu sehen, die Sperrgitter sind nun nach erst  fünf Stunden weggeräumt, kein Ordner ist mehr bei dieser heiklen Stelle anzutreffen. Ich warte auf das von mir überholte Läuferpärchen, die beiden liegen fast 1 km hinter mir. Sie sehen mich und deuten geradeaus weiter. Ich habe so geschätzt 5-6 Minuten verloren. Zwar ist der Weg durch den Parco Lungo Cristolo leicht abschüssig, aber als ich zum Kilometerpunkt 39 komme, hat man auch dort schon zusammengeräumt – dabei sind noch (falls sie nicht aufgegeben haben) noch mind. 1 Dutzend Läufer hinter mir. Ich komme zur Brücke über den kleinen Fluss Crostolo, siehe da, die Streckenhelfer haben auch hier begonnen, alle Sperrgitter und -bänder abzuräumen bzw. abzuziehen, die Via Umberto wird gerade wieder für den Verkehr freigegeben. Der Gehsteig ist aber wegen Umbauarbeiten gesperrt, daher muss ich schauen und aufpassen, wie ich auf der Straße mitten im Verkehr vorankomme. Ich halte mich straßenmittig, die meisten Autos fahren ja rechts. 2019 hatten wir einen anderen Zieleinlauf, den ich jetzt passiere, aber das neue Ziel ist noch nicht gut 1 km entfernt.

Lucca vom Club Supermarathon Italia kommt nach, wir fragen Passanten nach der Strecke bzw. dem Ziel. „Siempre dritto“, ertönt es. Ich habe 300 m Vorsprung auf Lucca, stehe plötzlich vor dem Ende einer Straße. Lucca überzuckert das von Weitem und dreht wieder um. Ich sehe, wie er nach rechts abbiegt und folge ihm. Es sind noch 500 m bis in Ziel an der Piazza Gioberti, es wird leider nichts mit den angepeilten sub 6 Stunden, 11 Minuten liege ich darüber. Wenn ich meine Irrwege und Wartezeit summiere, hätte ich es sonst vielleicht sehr knapp geschafft.

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Ich bekomme eine große und schöne Erinnerungsmedaille an das 25 Jahre-Jubiläum des Bestehens des Marathons in Reggio Emilia, zudem das übliche Handtuch und ein kleines Essenspaket. Erinnerungsfotos von Michele und mir, sowie auch eines von Lucca sind eingeplant. Ich bleibe noch einige Minuten und sehe weitere ortskundige Läufer wie Vitto eintrudeln.

Dann ist der 2. Marathon in Reggio Emilia fast schon wieder Geschichte.

Gefallen hat mir heuer wieder trotz verschärfter und restriktiver Corona-Maßnahmen das altbewährte Engagement der Veranstalter, die mit logistischem Können, Organisationstalent und großer Liebe zum Sport wieder ein großartiges Marathonlaufspektakel ausrichteten.  Das Preis- Leistungsverhältnis ist in Reggio Emilia immer lobenswert, Medaille, Funktionsshirt und Goodiepaket machen mehr aus als das Startgeld. Die Strecke selbst verläuft auf den ersten fünf Kilometern durch die Stadt vorbei an zahlreichen Sehenswürdigkeiten dann weiter als landschaftlicher Panoramalauf in die Hügel der Umgebung.

Wenn ich mich nun über das verfrühte Abräumen aufrege, dann muss ich leider auch zugeben und einsehen, dass ich bei meinen bisherigen Starts immer um einiges schneller unterwegs war und die Allerletzten im Feld gar nicht gesichtet habe. Daher lautet mein Motto für 2022 „Nach vorne schauen und wieder Tritt fassen“.

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Kurzer trauriger Nachtrag: Wie eine lokale Gazetta vermeldet hat, handelte es sich bei dem am Boden liegenden Läufer um den 51 Jahre alten Maurizio Ruozi, der trotz Großeinsatz der Rettung nicht mehr wiederbelebt werden konnte. Mehr dazu auch hier:

Sieger bei den Männern

1. Kibet Edwin KIPTOO  (KEN  2:15:15

2. Antonino LOLLO (ITA – 2:16:22

3. Mihkail KULKOV (RUS - 2:16:52

250 weitere Fotos vom Maratona di Reggio Emilia

Frauenwertung

1. Clementine MUKANDANGA (RWA    -2:30:16

2. Cavaline NAHIMANA (BDI     2:30:49

3. Arianna LUTTERI (ITA - 2:50:01

1980 Finisher (1610, 370 Frauen)

Alle Informationen zum Maratona di Reggio Emilia


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