Thermen-Marathon Bad Füssing
Thermen-Marathon Bad Füssing 2019, Foto Herbert Orlinger

Thermen-Marathon Bad Füssing: Anfang Februar ist bei uns Winter!

Nachts trommelt der Regen unüberhörbar auf das Kupferblech der Balkonbrüstung.

Ah ja, der versprochene Regen. Dann ist es ruhig, es hat aufgehört zu regnen, sehr gut. Vielleicht haben wir ja Glück und es regnet am Sonntag nicht mehr.

Tatsächlich regnet es nicht mehr. Stattdessen schneit es, ziemlich ergiebig sogar. Gemessene 7cm Neuschnee haben wir frühmorgens am Balkon und nicht nur da. Mein erster Gedanke: Ich muss ja nicht laufen, von 2012 – 2016 bin ich jedes Jahr hier gewesen, ich kenne die Strecke und v.a., ich will mich nicht verletzen. Viele weitere Marathons habe ich für 2019 bereits fixiert, also bezahlt. Die will ich keinesfalls gefährden. Andrerseits, ich habe keinerlei Zeitdruck. Und irgendwie werde ich die 42,2km schon abspulen. Es wäre nicht das erste Mal.

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Auf der Suche nach Öl hat man in Füssing 1938  56°C heißes Wasser gefunden. Wie man an den Kurgästen in Bad Füssing sieht, werden hier Erkrankungen des Bewegungsapparates therapiert. Gelenksentzündungen, Gicht und Osteoporose. Es ist schon ein kleiner Hohn, wenn hier wir Langstreckenläufer zwischen den humpelnden Patienten umherwuseln, die schon froh sind wenn sie aus eigener Kraft den Speisesaal erreichen und sei es rollend. Aber vielleicht sind wir ja auch nur die Patienten von übermorgen.

Evi und ich sind Samstag Vormittag bereits eingetroffen und konnten das warme Wasser bereits genießen. Den Vortrag von Babak Rafati im 10. Stockwerk der Fachklinik verschlafen wir im bequemen Bett unseres Zimmers, eigentlich ist das eine Kleinwohnung, im „Haus Hildegunde“. Für mich überraschend wenig Leute dann bei der Pasta Party. Die war sonst immer bummvoll, diesmal können wir problemlos einen Sitzplatz ergattern, die Auswahl ist groß. Beim Verdauungsspaziergang entdecken wir die katholische Kirche Heilig Geist, erbaut 1964, deren Dachkonstruktion uns sehr gefällt.

Um die 0°C hat es Sonntag früh, alles ist tiefwinterlich weiß, es schneit dicht, kein Laut ist zu hören. Wir haben in der Kurzone übernachtet. Schneefahrbahn vor unserem Hotel, dennoch wärmen sich viele Läufer trabend auf. Das sehe ich vom Frühstückstisch aus.

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Schneematsch dann im Startbereich. Dicht gedrängt stehen drinnen die Leute  bei der Startnummernabholung, auch ich will möglichst lange drinnen bleiben. Susanne Schöberl beendet heute ihre 18monatige Marathonpause und ist topfit. Günther, Karl und Günter sind auch rechtzeitig eingetroffen. Wegen der Straßenverhältnisse werden es heute viele Angemeldete nämlich nicht zum Start schaffen, trotz der 15minütigen Startverzögerung. Wie ich am nächsten Tag der Passauer Neuen Presse entnehme, wäre der Marathon heuer um ein Haar abgesagt worden. Jedenfalls haben es der Greppi und Bernie Manhard rechtzeitig geschafft, während Andreas und Judith die Anreise aus München wegen verschneiter Straßen abbrechen mussten. Die beiden sind gerade in Indien einen Marathon gelaufen, denen wäre es vielleicht eh zu ungemütlich geworden.

10h00 Die Pranger-Schützen geben den Startschuss zum 10km-Lauf. Kurz bevor ich starte knipst mich Evi im Schneetreiben. Schon vor dem Start habe ich nasse Füße, denn mit jedem Schritt tritt man auf Schneematsch oder ins Wasser.

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Um 10h15 Uhr schließlich starten Marathon und Halbmarathon, 2.000 Läuferbeine legen los. Erst einmal vorsichtig um das Geläuf zu testen. Der Matsch spritzt nur so, vorsichtig in den Kurven und vorsichtig in Würding die beiden Straßenbrücken runter, nach 2km wird es besser.

Da ist geräumt worden. Der Radweg auf dem wir laufen ist nur nass. Mehr als drei Personen nebeneinander haben aber nicht Platz. Wer schneller laufen will hat ein Problem und muss für einen Zwischenspurt in den Schnee ausweichen.

Es geht flach dahin, links und rechts Felder, die Strecke ist bekanntermaßen windanfällig. Als ich gerade die Pockinger Straße beim Kreisverkehr überquert habe höre ich hinter mir einen dumpfen Aufprall. Auffahrunfall! Da ist wohl einer einem anderen hinten draufgerutscht. Das Feuerwehrauto im Depot hupt ohrenbetäubend um uns anzufeuern.

Die Strecke macht einen leichten Linksbogen und wir bekommen den Wind von links vorne. Der  erste Versorgungsposten bei km5 liegt vor einem Campingplatz. Steinharte Müsliriegel, eiskalte Mandarinen-, Bananen- und Apfelstücke. Da lasse ich die Finger davon.

Ein Stück geht es weiter, wir biegen ortseinwärts links ab, Wind nun von rechts vorne. Nach 6km folgt im Hofgartenweg eine kurze Pendelstrecke, Bergdoc Christoph begegnet mir da, auch der Dorfi. Dann geht es durch einen niedrigen vermatschten Wellblechtunnel unter der Münchner Straße durch. Wir sind nun wieder in verbautem Gebiet und da ist kaum geräumt worden. Von der Gegend sehe ich heute wenig, ich achte v.a. auf die Beschaffenheit des Untergrunds.

Leichtes Gefälle, beim Hotel Mühlbach haben sich Fotografen versammelt und einige Trommler unterm Dach einer Bushaltestelle. Hier kreuzt sich die Strecke. Bei km7 läuft man von Norden nach Süden, an derselben Stelle ist auch etwa km13, da kommt man von Osten und läuft Richtung Westen, 21km später wiederholt sich das.

Das große Laufbuch der Trainingspläne

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Vorbei an einem alten unterschlächtigen Mühlrad das sich schon lange nicht mehr dreht. Es geht die Bachstraße runter. Die Ehefrauen von Bergdoc und Dorfi feuern mich an. Die nächste Kreuzung wird von einigen Feuerwehrleuten gesichert. Bei km8 laufen wir ein Stück parallel zur Innsbruckstraße. Man kann problemlos laufen, der Asphalt ist nass, gar nicht rutschig.

Km9, wir biegen links ab Richtung Start und Ziel. Die folgenden ca. 2km haben wir Marathonis vier Mal zu bewältigen, denn rechts mündet die zweite kürzere Runde ein, da ist etwa km19.

Leicht ansteigend geht es nun zurück und hier ist es rutschig. Ein bisschen Schneematsch auf vereistem Asphalt, das ist etwas heikel. Bei jedem Schritt rutsche ich ein bisschen zurück.

Wie immer in diesem Abschnitt riecht es hier sehr nach Jauche. Leichter Anstieg, noch 1km bis die erste Runde komplett ist, vorbei am Haus Hildegunde, die Therme liegt vor mir. Linkskurve kurz vor Start und Ziel, da ist es vom Grip her besonders anspruchsvoll. Eisig, matschig, Pfützen und der Gehsteig hängt nach außen. Gaanz langsam hier. 11,1km, nach 68min bin ich wieder beim Johannesbad, der Boden schwimmt nur so, ein schmatzendes Geräusch bei jedem Schritt. Das ist ja richtig laut. Der Tee ist warm, das Iso kalt – also mischen.

Beim nächsten Kreisverkehr nun links, da wo bis 2014 die Start-km waren. So komme ich, leichter Anstieg, an der Kirche von Safferstetten vorbei, kurz vor der vorhin erwähnten Kreuzung am Mühlbach. Keine Kirche ohne „Kirchawirt“ = Hotel Mühlbach, Kreuzung mit der 1. Runde.

Als ich unter der Innsbruckstraße hervorkomme dröhnt mir der DJ Ötzi die Ohren voll. Irgendeiner verkauft seinen Bergbauernhof und geht ins Tal, etwas in der Art.

Die drei Burschen in dieser Powerzone haben sicher Ohropax, sonst hält man das in voller Lautstärke nicht aus.

Und nun greift der Wind richtig an. Direkt von vorne presst er mir mein nasses Laufzeug gegen den Oberkörper, das ist echt unangenehm. Zum Glück sind es nur 1,5km. Dann biegen wir links ab in den Wald. Ein nasser Schneebatzen tropft vom Baum und klatscht mir mit Wucht auf die Mütze. War der schwer!

Bei km15 bekomme ich (wie immer hier) die Zeitdurchsage: Seit 1h32:06 bin ich unterwegs. Kurz vor der Labestelle nehme ich mein körperwarmes Powergel und spüle es mit warmem Tee runter. Eine Cola-Tee Mischung fülle ich in meine Powerade-Flasche, eine Weile kann ich mir damit die behandschuhten Finger wärmen.

Schnurgerade geht es weiter, auf das nächste Feuerwehrauto zu. Die Dienste der Feuerwehr-leute sind bei so einer Laufveranstaltung nicht wegzudenken. Dann ein Linksknick und rein nach Egglfing, im Zickzack an Einfamilienhäusern vorbei und schließlich runter in den Auwald. Am Inn-Damm angekommen geht es links unter der Innsbruckstraße durch. Bis nach OÖ sind es von hier nur 300m. Rechts oberhalb von uns liegt Obernberg am Inn, der Ort mit dem angeblich und vermutlich schönsten Barock-Marktplatz Österreichs. 

Links von uns, unterhalb entlang der Innsbruckstraße laufen wir im Wald nun direkt auf Bad Füssing zu, Obernberg im Rücken.

Wir unterqueren die Straße Richtung Würding, km19, auf dem folgenden Streckenabschnitt sind wir heute schon gelaufen. So wie zuvor ist die Auenstraße ziemlich rutschig und es riecht streng nach Viehausscheidungen. Dann wieder die heikle Kurve kurz vor Start und Ziel in die Johannesstraße, Halbmarathon 2h09.

Labestelle mit warmem Tee und kaltem Iso. „Dritte Runde nach rechts,“ wird mir gesagt.

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Der Schneematsch von vorhin ist viel weniger geworden, fast alles ist geschmolzen, außerdem laufe ich nun alleine. Den Lehrhuber Albert überhole ich noch, der ist bisher alle 25 Marathons hier gelaufen – das steht riesengroß auf seinem Shirt! Albert wird heute 3. in der AK-65 werden.

Km23, flach geht es weiter, nun setzt mir der Wind zu. Nach dem zweiten Kreisverkehr steht nahe dem Feuerwehrzeughaus der Radweg cm-tief für mehrere Meter unter Wasser. Eigentlich ist es eine braune Brühe.

„Is‘ eh schon egal!“ sagt einer hinter mir und wir platschen durch. Stimmt ja, ich habe heute extra dünne Socken angezogen, damit die sich nicht so mit Wasser vollsaugen können.

Nächste Labe bei km25, mit der linken Hand halte ich mir meine Shirts vom Leibe, dann ist es nicht gar so kalt. Beim Autohändler bei km27 fängt wieder der Schneematsch an, es dürfte wieder etwas kühler werden. Pendelstrecke, „Du schaffst das!“ muntert mich der Strecken-posten auf. „Ja eh.“  Erst noch einmal durch den gatschigen Wellblechtunnel durch, Kopf einziehen!

Bei der „Kirchawirt“-Kreuzung kommt es beinahe zu einer Kollision wären da nicht die Streckenposten die ordnend eingreifen. Km 29, zweites PowerGel, zur Not hätte ich sogar ein drittes dabei. Wie lange bin ich unterwegs?  Schwer zu sagen, meine Swatch ist stehen geblieben. Ich habe sie vor 22 Jahren auf der Straße mit kaputtem Uhrband gefunden, und das war es jetzt? 

Km31, Evi steht gut gelaunt an der Strecke und knipst. Es hat aufgehört zu schneien. Km32, „Auweh Zwick!“ entfährt es dem Feuerwehrmann als er hört, dass ich noch eine Runde vor mir habe. Nach 3h24 habe ich drei Runden absolviert. Ich fülle die Flasche mit meinem Spezialmix auf und nehme die letzten 10km in Angriff.

Mit dem Richtungswechsel laufe ich wieder gegen den Wind. In verbautem Gebiet geht es ja, aber nach dem „Kirchawirt“ wird es ungemütlich. In der Powerzone wird Max Giesingers „Wenn sie tanzt“ gespielt, zwei Läufer in Berlin-Marathon-Shirts überholen mich. Vor mir eine kleine Läuferin, ein Hüne wäre fein für einen brauchbaren Windschatten. Aber Marathon laufende Hünen sind seit jeher selten. Beim 35km-Schild erfahre ich, dass ich seit 3h43:08 unterwegs bin. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich sub 4h30 heute nicht ausgehen wird, sub 4h35 müsste aber drinnen sein. Feuerwehrleute beiderlei Geschlechts scharen sich um ihr Auto, jemand hat warmen Tee und Brote geholt. Nun versorgen sie sich selber, muss auch sein.

Der Wind macht es verdammt ungemütlich, obwohl ich 4 (dünne) Lagen am Oberkörper trage.

Der Gegenwindbereich ist vor km36 zu Ende, dann beginnt es ganz idyllisch zu schneien. Ein Winterwetter wie aus dem Bilderbuch. An der letzten Labe wird mir Bier angeboten. Lauwarmer Tee mit Cola, das wird reichen. Beiderseits der Straße erstrecken sich Felder, der Wind weht von rechts, Linksknick, dann Wind von rechts hinten, das ist besser.

Es geht erneut durch den Egglfinger Auwald. Immer noch bin etwa eine Autobuslänge hinter der kleinen Läuferin. Noch 3km, Zhao Yang legt eine Gehpause ein, dann bin ich an ihr vorbei. Die letzte Unterführung durch und wir werden beklatscht. Gleich von drei Personen auf einmal! Ich trinke meine Flasche aus und habe nun die Hände frei. Es schneit wunderschön. Die rutschige Auenstraße ist nun gar nicht mehr so rutschig, oder bin ich nicht mehr so spritzig? Der Geruch dort ist aber geblieben.

Noch 400m, ein paar Leute gehen spazieren. Achtung bei der Zielkurve, die ist noch immer eisig, trotz der Pfützen.

Im Ziel erwartet mich meine Frau, die Erinnerungsmedaille bekomme ich schon im geheizten Zelt. Ich war lange genug draußen! Die Medaille ist echt gelungen, ebenso das weinrote Medaillenband.  Meine Zielversorgung besteht aus Erdinger alkoholfrei und 3 kleinen köstlichen Stücken diverser hausgemachter Kuchen. Im Zelt lässt es sich noch eine Weile aushalten.  

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Ab in die Therme. Was für eine Wohltat sich auszuziehen und zu duschen! Die Haube vom Crikvenica-Marathon 2012: klatschnass, die Handschuhe: klatschnass, die Schuhe, die Socken, die Hosen, die Shirts, die Jacke, die Schlauchtücher…. alles ist tropfnass und ich bin völlig durchgeweicht. Habe aber keine Blasen an den Füßen! In meinem Kleiderbeutel sind trockene Sachen, Handtuch und eine 1-Euro-Münze für den Spind, die trockenen Schuhe holt mir Evi.

Das 37°C warme Wasser tut mir erst einmal weh. Jedoch nur solange, bis meine diversen Erfrierungserscheinungen an Zehen und am Oberkörper weggetaut worden sind. 4h32 habe ich heute gebraucht, genau wie vor vier Jahren auf selber Strecke, allerdings bei anderem Wetter. 

Leistungen

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Egal ob Marathon, 21,1km oder 10 km, EURO 29,- Startgeld für alle:

Nudelparty am Samstag, zwei Frei-Getränke am Sa oder So

1 Thermeneintritt am Samstag UND  2(!) Eintrittsgutscheine für den Sonntag, 1 Stirnlampe

Einweg-Zeitnehmung;   Kleiderbeutelabgabe im Zelt

Eine schicke Erinnerungsmedaille, 7cm Ø

Alle 5km Labestellen (warmer Tee, Iso, tw Cola, Müsliriegel, Orangen, Äpfel, Bananen),

Sehr gute Ziellabe;       Am Vortag ein Vortrag von Babak Rafati, ehem. Schiedsrichter

Das neu designte Laufshirt (passend mit Schneeflocken) kostete nur EURO 13,-

234 Marathon-Finisher (200M + 34W)  bei  23 DNF + ca. 51 DNS,  

738 Finisher beim Halb-M,     666 Finisher beim 10km Lauf,    Schülerläufe

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