Wie bereits vor 24 Stunden stehe ich schon wieder auf der Via Garibaldi und warte auf den Start, heute aber 1km weiter östlich. Knapp über dem Gefrierpunkt auch heute, im Gegensatz zu Silvester nun leider mit scheußlich starkem Westwind.

Wegen der Schönheit der Strecke ist gewiss niemand hier, Agrar- und Gewerbegebiet. Ich will einfach einmal zwei Marathons hintereinander ausprobieren zu einer Zeit wo ich sowieso Urlaub habe und, das ist der Hauptgrund, endlich Bologna sehen. Vor Jahren habe ich einen Krimi gelesen in welchem die Bologneser Innenstadt so interessant beschrieben worden ist, dass ich mir gedacht habe, diese Stadt solltest du gesehen haben. Am 29. + 30. Dezember waren Evi und ich in der Altstadt Bolognas und wir sind nicht enttäuscht worden.

74 Leute wollen heute den Marathon laufen, dazu fünfzehn Halbmarathonis. Dank Evis Oberschenkelmassage gestern Abend fühle ich mich leidlich fit. Klugerweise habe ich es gestern mit dem Tempo nicht übertrieben und bin in 4h37 eingelaufen. Das Silvesterdinner war reichlich, ich habe aber viel davon stehen lassen. Kaum Alkohol getrunken, es sollte klappen heute.

Um 09h30 geht es los, direkt gegen den Wind. Nach etwa 400m die Zeitkontrolle und Labestelle vor der Sporthalle, gleich neben dem Hotel. Ab nun noch 12 Runden zu etwa 3,5km. Bei jedem Durchlauf wird die StartNr. notiert. Am Ende der Via Garibaldi geht es in rechtem Winkel links weg. 450 lang ist der Weg zwischen einem Feld links und von Weiden gesäumten Weinreben rechts. Dann erneut nach links, nun Richtung Bologna. Da und dort ein Einfamilienhaus, dazwischen Felder, bei jedem Haus ein Hund. Auf diesem Streckenstück wird mir gleich warm, weil ich den starken Wind nun im Rücken habe.

Tief hängende Wolken, an einem Bahndamm entlang in das Gewerbegebiet. Eine Links/Rechts-Kombination, dann zwei Mal links und ich bin wieder auf der 1,2km langen Via Garibaldi.

Diese ist über weite Strecken frisch asphaltiert, wäre super zu laufen drauf. Doch: die wenigen Autofahrer hier scheren sich einen Dreck um den 50er und um die angekündigte „controllo velocità“. Die brausen nur so vorbei, sodass ich lieber am Gehweg laufe. Wegen der vielen Einfahrten hat man in dem Bereich alle paar Schritte Randstein rauf, Randstein runter. In Summe schätze ich dass es wohl an die 400 Aufs und Abs sein werden.

Vom Bewegungsapparat her fühle ich mich erstaunlich gut, wenn nur dieser Wind nicht wäre!

Gerhard Wally spaziert gegen die Laufrichtung die Strecke ab, feuert uns an und schießt Fotos. Da er seit 2001 regelmäßig hier ist kennt der natürlich viele der Starter seit langem. Heute erlebt er das Rennen zur Abwechslung als Zuseher. Bei der Pastaparty am 30.12. in der Sporthalle hat er uns nach und nach einige hemmungslose Marathonsammler vorgestellt. Angela Gargano die beispielsweise einmal 100 Marathons in einem Jahr gelaufen ist, offizielle Marathons, eh klar. Oder ihr Begleiter Michele Rizzitelli, der das mit 111 M/p.a. noch übertroffen hat. Die beiden waren im Juli 2017 in Bad Blumau und haben dort den 10in10 gemacht. Oder Massimo Faleo der im November 2016 in Ravenna seinen 450. Marathon gelaufen ist.

Es dauert fast eine Stunde, bis es mich trotz der Handschuhe nicht mehr friert in den Fingern. Als der Wind ein klein wenig nachlässt beginnt es zu regnen. Das wurde uns vom Wetterbericht auch so versprochen. Es regnet etwa eine halbe Stunde hört kurz auf, und fängt dann wieder an. Nach einer Stunde ist das Thema Regen beendet. Dafür spielt sich wieder der Wind in den Vordergrund.

Nach jeder Runde öffne ich den Reißverschluss meiner Softshell-Jacke um meine StartNr 298 zu präsentieren, dabei fährt mir jedes Mal der Wind durchs Gewand. Sobald ich duecento novantotto höre mache ich wieder zu, denn ich bin erfasst worden.  

 

Bald sind die wenigen Halbmarathonis sind im Ziel. An der Labestelle lasse ich mir immer wieder meine Poweradeflasche auffüllen, bis mir Evi nach zwei Stunden eine frische bringt.

Diese ist angenehm warm und wärmt mir eine Weile die Finger.

Obwohl ich wahrlich nicht flott unterwegs bin komme sogar ich in die Situation, andere zu überrunden. Darunter sind zwei die eine Stunde früher gestartet sind und fast acht Stunden brauchen werden. Ganz langsame Starter durften schon 1 Stunde vor den anderen loslegen. Die offiziell sechs Stunden Zielschluss werden jedenfalls äußerst großzügig ausgelegt.

2,5 Stunden brauche ich für die erste Hälfte. Keinerlei Probleme von den Muskeln her oder den Gelenken. Was mir zu schaffen macht ist der kalte Wind, denn unter meiner Jacke bin ich waschelnass und der Wind kühlt den Schweiß gründlich runter, zudem drückt er mir als Rückenwind die verschwitzte Kleidung gegen den Rücken im Nierenbereich. Das ist ganz schlecht.

Mit so etwas habe ich schon üble Erfahrungen deren Folgen sich nur unter beträchtlichen Schmerzen und finanziellem Aufwand für den Physiotherapeuten beseitigen ließen (3/2015).

Zum E-Book Trainingspläne für Läufer und Läuferinnen

Evi umrundet dick vermummt die Strecke die langweiliger kaum sein könnte. Wie gesagt, wegen der schönen Landschaft ist keiner da. Ich überlege mir bei jeder Kurve ob ich außen um den Gehsteig laufen soll oder raufhüpfen um ein bisschen was abzuschneiden.

Richard Gross aus dem Sarntal überrundet mich, er habe noch 2,5 Runden. Ich hingegen noch 4,5 Runden, Alles Gute!  Schneller als er ist Herbert Adams aus Hessen. Der ist nach 3h51 im Ziel und steht wenig später geduscht, geschnäuzt und gekampelt an der Strecke und feuert seine „Gegner“ an, so wie Helene Macher, die der eiskalte Wind mürbe gemacht hat.

Drei Runden vor Schluss überrunde ich binnen weniger 100m sechs Leute, darunter Vito Piero Ancoro der schon über 1.000 Marathons in den Beinen hat, er hält den ital. Rekord.

Der ist gestern gelaufen und vorgestern schon in Ostia. Immer freue ich mich wenn ich auf Isabella Introcaso treffe. Sie ist ständig gut gelaunt und hat ein ansteckendes Lächeln im Gesicht. Gestern ist die quirlige Läuferin zwei km mit mir gelaufen. Für länger reichten meine Italienisch- und ihre Englisch-Kenntnisse nicht. Immerhin, dass das gestern zu Silvester ihr 240. Marathon war, das habe ich mitbekommen.

Bei der Labestelle fasse ich einmal ein paar Rosinen aus, eine Runde später einige Erdnüsse und gerne eine Wasser-Cola-Mischung für unterwegs. Im Nachhinein betrachtet bin ich überrascht mit wie wenig fester Treibstoffzufuhr dass ich auskomme.

Es wird wieder dunkler, als wären die Wolken noch ein Stück näher zum Boden gesunken. Und dieser furchtbare Westwind wird wieder stärker. Ich fürchte mich jedes Mal wenn ich von der Via Pradazzo links in die Via Garibaldi einbiege wie heftig er mir diesmal entgegen blasen wird. Für die nächsten 1,2km, die ich durchlaufen muss. Denn hier zu gehen würde bedeuten, sofort auszukühlen. Das ganze ist eigentlich längst eine Gratwanderung in der es darum geht eine Balance zwischen Kälte von außen und eigener Wärmeproduktion zu finden.

Halbwegs gesund ohne bleibende Schäden ins Ziel zu kommen, das ist wichtig. Dann ist die Mission gelungen. Im Ziel fühle ich mich vor allen Dingen erleichtert. Gestern war ich 36min schneller, aber die Zeit ist nicht wichtig. Heute jedenfalls nicht. Ein anderes Mal wieder.

Evi, Gerhard und Helene jubeln mich ins Ziel. Prompt erhalte ich meine Erinnerungsmedaille, die Zeitnehmung gratuliert mir und ich bedanke mich bei den Damen und Herren der Versorgungsstation, kurz und bündig. Denn ich muss schleunigst unter die Dusche.

Evi, Gerhard und Helene warten noch auf Maria Sole Paroni. Die Läuferin vom Gardasee wird in wenigen Minuten ihren 50. Marathon ins Ziel bringen.

Das Duschen erweist sich als schmerzhaft, ich habe tatsächlich Erfrierungen an Hintern und Oberschenkel. Ich bin krebsrot. Zum Glück nichts Dauerhaftes.

Um dem Zimmerservice eine Chance zu geben verlassen wir nach dem Duschen das Zimmer.

Exakt sechs Stunden nach dem Start kommt kurz die Sonne raus – sehr witzig!

Beim gemeinsamen Abendessen sind die Strapazen fast schon vergessen. Bernhard Keiler weiß von 6 Grad und Sonne vor einem Jahr, heute war eben Pech.

Bevor ich mir wieder einen Marathon bei diesem Wetter antue mache ich lieber wieder einen in der Halle. Bei 12 – 15°C, OHNE Wind und OHNE Regen.

Messehalle in Budweis am 20. Jänner 2018, da freue ich mich drauf!

66 Marathon-Finisher am 1.1.2018 (zu Silvester waren es 223 Finisher)

TOP 3 m

Fabio Poggi                2:57:42

Raffaello Villa             3:05:10

Lojze Primozic            3:05:13

TOP 3 f

Valeria Empoli            3:34:27

Lorena Brusamento   3:38:09

Giulia Ranzuglia         4:19:10

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Fotos (C) Herbert Orlinger


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