Wien (OTS) - Krebs, Adipositas, Bluthochdruck, Herz- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen nur auf Essgewohnheiten zu beziehen, ist zu kurz gegriffen.

"Zwar zeigen überzeugende Daten, dass ein gesteigerter Konsum von rotem oder verarbeitetem Fleisch und alkoholischen Getränken das Krebsrisiko erhöhen kann. Für energiereiche Lebensmittel ebenso wie für Fast Food liegen jedoch keine ausreichend verlässlichen Fakten für einen Zusammenhang mit Krebs vor und bei der Körpergewichtszunahme ist er nur wahrscheinlich" sagt Mag. Marlies Gruber, wissenschaftliche Leiterin des forum. ernährung heute.

Geht es um den gesamten Lebensstil, dann zeigt sich einer überzeugenden Datenlage zufolge: Bewegungsarmut und - als mögliche Folge - ein hoher Anteil an Körperfett oder Bauchfett fördern die Entwicklung einer Krebserkrankung. Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zum Thema Kohlenhydrate weisen aus, dass das Risiko für Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit der Aufnahme von Zucker wahrscheinlich nicht zusammenhängt bzw. die Datenlage dazu unzureichend ist. Was für die Gewichtsentwicklung zählt, ist letztlich die Gesamtkalorienzufuhr, unabhängig von der Verteilung zwischen Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten - und das Ausmaß an Bewegung.

"Wenn einer aktuellen Analyse zufolge in Österreich 28 Portionen Fast Food pro Kopf und Jahr verzehrt werden und diese mit dem Anstieg des durchschnittlichen Körpergewichts direkt assoziiert werden, dann heißt es schon, die Kirche im Dorf lassen: das sind 2 % unserer jährlichen Mahlzeiten - die können sprichwörtlich das Kraut nicht fett machen" so Gruber.

Steuern stigmatisieren ohne Verhalten zu lenken
Mögliche Effekte durch eine Besteuerung von zucker- und fettreichen Lebensmitteln sind derzeit weder belegt noch ist durch sie eine deutliche Änderung des Trink- und Ernährungsverhaltens zu erwarten. Das zeigen auch die Erfahrungen in Dänemark, wo das Experiment Fettsteuer ein Jahr lang erprobt und dann wieder aufgelassen wurde. Zur Diskussion über Fett- oder Zuckersteuern sagt Gruber: "Fiskalpolitische Maßnahmen wie eine Fettsteuer wirken weder zielgerichtet noch sind die gesundheitlichen Effekte derzeit abschätzbar. Im Gegenteil: Untere Einkommensgruppen sind von Extra-Steuern stärker belastet. Zudem werden mit steuerlichen Maßnahmen nicht nur die Lebensmittel 'bestraft und gebrandmarkt', sondern auch Konsumenten und deren Lebenswandel sanktioniert und stigmatisiert." Als geeignete Maßnahme zur Steuerung des Gesundheitsverhaltens und folglich Reduzierung des Übergewichtes können Extra-Steuern daher nicht angesehen werden. Von einem ethischen Standpunkt aus betrachtet sind ohnehin Erziehung und Aufklärung die Elemente der Wahl, die auch die Autonomie des Einzelnen stärken. Denn informierte Konsumenten wissen selbstverantwortlich und situationsbedingt vernünftige (Ess- und Trink-)Entscheidungen zu treffen.

Sinnvoll: B&B - Ballaststoffe und Bewegung
Wofür sehr gute, überzeugende Beweise vorhanden sind, ist die gesundheitsfördernde Wirkung von Ballaststoffen: Eine gesteigerte Aufnahme von Vollkornprodukten verringert die Konzentrationen des Gesamt- und LDL-Cholesterols, ohne die Konzentrationen von HDL und Triglyceriden zu beeinflussen. Aus gesundheitlicher Sicht ist es daher zielführend, sich Gedanken darüber zu machen, wie man den Ballaststoff- und Vollkornanteil in der Ernährung heben kann.

Auch der Einfluss eines bewegungsarmen Lebensstils auf das Risiko für Übergewicht, Adipositas und Folgeerkrankungen ist überzeugend belegt. Lange Sitzzeiten gehen mit fehlenden Muskelkontraktionen einher, wodurch z. B. die Verwertung von Fetten und Kohlehydraten gedrosselt wird. Diese könnte das Risiko für Metabolisches Syndrom, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 sowie bestimmte Krebsarten und andere frühzeitige Sterblichkeit bei Erwachsenen zum Teil erhöhen. Möglichkeiten, Bewegungschancen aus dem Weg zu gehen, bietet der moderne Lebensstil reichlich: Fernsehen, Internet-Surfen, Computerspielen, Autofahren oder schlicht einen sitzenden Beruf ausüben. In Österreich sind 75 % der 11-Jährigen, 79 % der 13-Jährigen, 89 % der 15-Jährigen* und 46 % der Erwachsenen** inaktiv. Inaktiv heißt: Die körperliche Aktivität geht nicht über Basisaktivitäten hinaus. Das sind jene Bewegungen, die erforderlich sind, um die tägliche Routine zu bewerkstelligen - also Stehen, langsames Gehen oder geringe Lasten tragen. In den Niederlanden beispielsweise zählen die Adipositasraten mitunter auch deswegen zu den niedrigsten in Europa, weil viele Menschen das Fahrrad als Transportmittel nützen.

Ausgewogen und in Balance
Für ein gesundes Wohlfühlgewicht ist die Energiebalance wesentlich. Dabei hat jedes Lebensmittel und Getränk in einer ausgewogenen Ernährung seinen Platz. Die entscheidende Rolle spielt beim modernen Lebensstil jedoch die körperliche Aktivität. Dabei geht es nicht nur um Sport: Lange Sitzzeiten zu unterbrechen, bringt ebenso Vorteile. Denn unabhängig von ihrem sonstigen Bewegungsausmaß weisen Menschen, die häufig lange Sitzzeiten unterbrechen, ein gesünderes Körpergewicht sowie bessere Blutfettwerte und Blutzuckerwerte auf.

Bewegungsempfehlungen auf einen Blick
*Erwachsene und Ältere sollten sich mindestens 150 Minuten pro Woche (2,5 h) bei mittlerer Intensität bewegen, Kinder und Jugendliche mindestens 60 Minuten pro Tag.
*Mit mittlerer Intensität ist man unterwegs, wenn man noch reden, aber nicht mehr singen kann.
*Stückeln ist erlaubt: Eine Einheit soll jedoch mindestens 10 Minuten dauern.
*Erhöht man die Intensität, reduziert sich die für gesundheitliche Wirkungen notwenige Zeit: Bei hoher Intensität sind es nur 75 Minuten in der Woche.
*Bewegt man sich mit höherer Intensität, ist ein durchgängiges Gespräch nicht mehr möglich.
*Pausen einlegen! Die Leistungsfähigkeit steigert sich nach längeren und intensiveren Einheiten während der Regenerationsphase. Günstig sind 48 Stunden.
*Jede Bewegung ist besser als keine Bewegung!

Quellen: World Cancer Research Fund, American Institute for Cancer Research: Ernährung, körperliche Aktivität und Krebsprävention: Eine globale Perspektive. Zusammenfassung. London (2007).

Evidenzbasierte Leitlinie: Kohlenhydratzufuhr und Prävention ausgewählter ernährungsmitbedingter Krankheiten Version 2011.

*HBSC-Study 2005/06 **Gesundheitsbefragung 2006/07 Statistik Austria


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