Weil es Sinn macht und enorm wichtig ist darüber zu sprechen. Der Kampf mit sich selbst.
Heute steht dieser Bericht einem wichtigen und nicht zu unterschätzenden Thema uns zu und zwar "Panikattacken im Leistungssport". Fühlt euch jedoch auch frei als Nicht Leistungssportler daraus viele hilfreiche Tipps aus meinen Erfahrungen euch mit zunehmen. Ich möchte euch Mut machen und ein wenig aus meiner Situation reden, denn eins ist klar: Es kann jeden treffen. Unabhängig vom Status und woher man gerade kommt. Ob Reich oder Arm, Jung oder Alt, sportlich oder Nicht Sportlich.
Wer bin ich und warum schreibe ich das? Manche kennen mich, mein Name ist Rainer Predl, Extremsportler und Abenteuerläufer seit beinahe 20 Jahren. Ich wuchs in meiner kleinen Gemeinde Lassee auf und hatte eine schöne Kindheit. Mein Leben ist geprägt durch den Sport, Leistung und Höhen und Tiefen. Es macht einfach Spaß sich zu bewegen und an seine Grenzen zu gehen.
Ich möchte auch natürlich klar dazu sagen das ich kein Arzt bin und ich lediglich meinen persönliche Geschichte allen Lesern vorstellen lassen möchte denn was ich gesehen habe seitdem ich an einer Panikattacke litt das viele, sehr viele aus meinem Umfeld als auch generell hier im Westen an Panikattacken leiden. Die Dunkelziffer ist hoch da viele nicht darüber sprechen und vielleicht unnötig leiden. Für manche nur eine Kurze Phase bei anderen resultierende Panikstörung und Ängste.
Vorab aber was versteht man darunter?
Eine Panikattacke ist nichts anderes als eine Alarmbereitschaft des Körpers. Wie aus dem Nichts fängt das Herz an zum Rasen, der Blutdruck steigt ins unermessliche, Schüttelfrost, Atemnot, Angstzustände, Klos im Hals und einfach nur die Angst zu sterben prägen dieses Bild. Die Bilder können von Person zu Person etwas sich unterscheiden Natürlich man denkt als erstes: Herzinfarkt. Für mich war zu diesem Zeitpunkt der Gedanke das ich jetzt sterben werde. Ein unschönes Gefühl, aber natürlich klar man kennt dieses Gefühl nicht. Das Blutdruckmessen war dann auch keine Gute Idee denn es war so hoch das es nicht sonderlich zu meinem Gemütszustand beitrug. Ich musste auch die ganze Zeit gehen bzw mich bewegen weil das Herz so raste, trotz dessen das es 02:00 Morgens war.
Es gab in meinem Fall auch schon Vorboten wie leichten Tinnitus und Nasenbluten. Dies kann mit Stress, Druck, Verlustängsten, Traumata als auch Existenzthemen zu tun haben. Dies ist Individuell bei jedem Anders. Auch Genetisch, wenn dies bei jemanden in der Familie schon mal auftrat ist es möglich dies ebenso zu haben.
In meinem persönlichen Fall sind Schicksalsschläge und Stress/Druck beides Parameter die dazu führten.
Teilweise war es dann auch schon so das ich vor der Kassa beim Einkaufen so überfordert war das ich auch hier schon schwache Attacken bekam. Es wurde einfach alles zu viel.
Vorab gilt aber ganz klar sich erst mal ärztlich abchecken zu lassen. Nur in den geringsten Fällen ist tatsächlich was ernsteres dahinter. Jedoch sollte man abklären ob keine Herzrhythmusstörungen oder sonstige Dinge Ursache dafür sind.
Mich traf es jedoch einige Tage vor meinen Abflug zum Vietnam Dschungel Ultramarathon mit voller Wucht. Ich hatte keine Zeit hier in dieser kurzen Zeitfrist bis zum Abflug viele Checks zu machen. Denn drei Tage davor mitten um 3:00 begann die Attacke. Ich hatte schon vor dem Schlafen gehen negative Gedanken, auch die ersten Vorboten zu der Attacke. Lediglich ein großes Blutbild gab mir kurz vor Abflug die Gewissheit das hier mal alles passte, aber auch hier kann man nie übers "Herz" etwas direktes Herausfinden. Hier hilft nur EKG und Ultraschall.
Da ich eine solche Attacke nur in schwächerer Version 1 Woche vor Abflug nach Spitzbergen im April hatte, nahm mein Hausarzt und ich den Entschluss es würde mit der Flugangst und dem Druck zusammen hängen. Nach Spitzbergen war nämlich alles wieder ganz normal und beim Alten. Alles geschah vor Abflug zu einem Wettkampf. Klang logisch. Ich nahm den Flug nach Vietnam wahr. Es war für mich aber die reinste Hölle. Der Körper sprühte täglich Adrenalin aus, eine Art "Schwarzes Gefühl" kommend aus dem Herzen welches sich durch den ganzen Körper versprühte. Für Notfälle hatte ich eine Tablette mit welche mir mein Hausarzt mitgab jedoch mich komplett in eine "Müdigkeitsphase" bringen würde. Also keine Sorge, dieses Medikament war sportlich gesehen sehr unproduktiv und sollte lediglich den Körper runterfahren. Dies nutzte ich in eingeschlossenen Räumen wie in Flugzeugen, da ich hier nicht die Möglichkeit hatte davon zu gehen, was natürlich in solch eine Situation mental sehr schwer ist.
Als Sportler versuchte ich kaum bis gar nicht zu diesen Tabletten zu greifen. Ich wollte mein aufgebautes Training vor dem Großen Vietnam Dschungel Ultramarathon nicht gefährden aber natürlich war auch immer die Furcht dabei ob es sinnvoll wäre mit solch extremen Symptomen überhaupt laufen zu gehen!
Zum Glück war meine Freundin Conny mit, ohne sie hätte ich vieles nicht gemeistert. Sie stand mir zur Seite und ich versuchte auch bereits davor familiär dieses Thema nicht tot zu schweigen sondern darüber zu reden und proaktiv es anzugehen.
Die Tage in Hanoi waren eine Achterbahn aus Panikattacken, schlechten Schlafen aber auch wieder ruhigen normalen Phasen. Ein weiteres Symptom was sich daraus manifestierte waren die ständigen Angstgedanken die sich schon beinahe in Depressionen verwandeln. Ich persönlich war ganz erstaunt wie innerhalb eines Wimpernschlags sich das Leben so drastisch verdreht hatte. Von einem glücklich und Lebensfrohen Menschen auf einmal in ein so schwarzes Loch fallen zu können, die ganz klar nur durch die Symptome entstanden denn davor war alles perfekt. Gedanken, die man nicht denken sollte, dachte man auf einmal. Es war beängstigend und ein großes Glück nebendies das meine Partnerin mit war war sicherlich auch mein sportliches Mindsetting was mir half dieses "Problem" als "Herausforderung" umzuwandeln und es sportlich anzugehen.
Kurzum, trotz dieser Phasen lief ich den Vietnam Dschungel Ultramarathon (70km, 3000hm). Während des Laufs war NICHTS! Ich wurde starker Dritte im internationalen Feld. Was möchte ich damit nun stark ausdrücken: Hier geht es stark in die Psychische Ebene. Gerade in Momenten (Vorwegs Nachts) wo man ins denken kommt kamen die Attacken, doch ab den Zeitpunkt wo man beschäftigt ist, etwas tut was man Liebt ist nichts.
Ich flog wieder heim, und die Attacken wurden wenigen waren aber nicht weg. Das erste was ich tat waren EKG/Ultraschall als auch ein 24h EKG mit Blutdruckmessung bei Sportärzten in St.Pölten.
Was kam raus: NICHTS. Zum einen war ich Froh zum Anderen stand nun die Herausforderung an die Ursache weiter zu suchen.
Ich suchte mir eine gute Psychotherapeutin denn von alleine kommt man hier schwer wieder raus. Mann muss hier einfach über seinen eigenen Schatten springen. Es ist ein Strudel der einem sonst nach unten zieht, da benötigt man einfach Hilfe von Außen welche dieses Thema studiert haben und wissen was Angst mit einem anrichten kann und wie man diese Lösen kann. Denn eines ist klar: Man kommt da auch wieder raus und man kann auch wieder ein normales Leben führen.
Mein Tipp also für alle die diesen Artikel lesen, vielleicht darunter gerade leiden: Lasst euch Helfen. Redet mit Menschen aus euren Umfeld, wichtig ist reden das hilft sehr. Habt jemanden den ihr es anvertraut. Geht zu euren Hausarzt und macht Untersuchungen. Es wird im wahrscheinlichsten Fall nichts sein, doch schon alleine zu wissen kann eine enorme Erleichterung machen. Die Ursachenforschung ist ausschlaggebend. Habt Geduld und hört auf eurem Körper. Dies sind Signale für eine Veränderung in deinem Leben, er möchte euch damit einfach wach rütteln.
Wer meine Geschichte kennt weiß u.a das ich durch einen schweren Zugunfall in den Ultralauf gekommen bin. 5 Monate vor den Lauf in Spitzbergen verstarb mein Vater und einige Wochen vor Vietnam ein sehr guter Lauffreund. Mein Körper machte durch die Verluste dicht, der Druck und Stress trug sein übriges bei.
Doch sind Panikanfälle nicht schlimmes, es steckt in unserer Natur vor Gefahren in Alarmbereitschaft zu sein. Wenn der Körper im Stress ist bildet sich ein ungesundes Chemiecocktail in unserem Körper das muss einem jeden bewusst sein. Stress macht auf Dauer "Krank".
Was tun also dagegen?
Es liegt auf der Hand. Erholungszeiten. Nicht immer für jeden erreichbar sein müssen. Meditation. Entspannungsurlaub. Handy weglegen und sich nicht ständig mit den negativ Nachrichten zu sehr berieseln lassen.
Es ist aber natürlich alles einfacher gesagt als getan. Vorab muss es erst einmal in einem jeden Kopf klick machen. Ja, es ist Psychisch. Es ist wichtig sich bewusst zu machen das wir in einer wachsende Leistungsgesellschaft leben und das wir keine Maschinen sind. Der Körper findet seinen Weg um einen dies zu zeigen. Bewusster das Leben leben, sich zurück zu nehmen und auch mal Nein sagen zu können sind wichtige Aspekte um seinen Geist und Körper etwas gutes tun zu können.
Wir müssen wieder lernen uns auf das wesentliche zu konzentrieren: Achtsamkeit und auch wenn die Zukunft medial nicht immer so rosig erscheinen mag, so können wir stolz auf uns sein was wir alles schon geleistet haben und wir nicht vorhersehen können was in der Zukunft passiert, also im Hier und Jetzt sein.
Sport ist elementar um solche Dinge zu managen. Solltest du vielleicht keinen Sport treiben so wäre dieser Bericht nicht nur sehr wertvoll sondern kann präventiv auch gegen solche Vorfälle helfen. Naja, okay, ich lauf 100-200km in der Woche, warum hat es bei mir nicht funktioniert? Tja, hier waren einfach die Geschehnisse so Tief sitzend das dies mir hier direkt nicht geholfen hatte. Man kann aber davon ausgehen, dass es ohne Sport heftiger und wahrscheinlich durch mein dann nicht vorhandenes Mindsetting Medikamentös vermehrt abgewickelt worden wäre. Wobei ich Medikamente für eine Behandlung hier gar nicht allzu sehr vorgreifen möchte, dies sollte stehts der Arzt deines Vertrauens sagen. Manchmal kann dies auch helfen, ich möchte es daher auch nicht schlecht in diesem Fall reden. Es ist Individuell. Ich als Sportler versuche jegliche Art von Medikamenten zu vermeiden nur in den absoluten Notfällen.
Geht daher einfach ein wenig runter vom Gas, nehmt euch einen Tag für euch Zeit und genießt die Natur, denn diese Heilt alle Wunden. Akzeptiert die Angst, und lasst euch nicht davon leiten. Viele vermeiden dann Orte wo die Angst bzw Panikattacken aufgetreten sind. Bei mir war es Anfangs mein eigenen Haus. Ich schlief 2 Wochen nicht in meinem eigenen Haus aus Angst wieder so eine Attacke zu haben, doch als ich den Ratschlag mitbekommen habe sich nicht von der Angst leiten zu lassen nahm ich all meinen Mut, obwohl es wirklich absurd klingen mag, zusammen um wieder zu Hause zu übernachten. Das war für mich persönlich ein reisiger Meilenstein und ich möchte mal dazu sagen Ich gewann den Saharamarathon, lief 30 Tage auf einem Laufband, halte drei Österreich Rekord, und das hört ihr gerade von mir.
Ich denke wir müssen auch hier die Fesseln brechen denn es ist nicht negatives so etwas zu haben. Oft interpretiert man es als Schwäche, Angst nicht mehr Gesellschaftsfähig zu sein oder sein Vertrauen in seinen eigenen Körper zu verlieren. Gerade als Sportler ist das Herz das wichtigste Element fürs Laufen. Wenn da etwas ist dann hat man schon mal Bammel. Mir halfen auch einige Podcasts, nur leider gibt es im sportlichen Segment relativ wenige davon. Einer ist von einem Olympischen deutschen Sportler welcher auch mit sich selber zu kämpfen hatte.
Wenn es dir nicht gut geht, stehe ich euch gerne natürlich auch für Fragen zur Verfügung. Unter meiner Webseite www.rainerpredl.com findet ihr meine Kontakte als auch mein Werdegang und meine Geschichte.
Großer Dank gilt auch HDSports.at welche dieses Thema auch aufgreifen und somit eine elementare wertschöpfenden Beitrag für die Gesundheit leistet. Es ist kein Tabuthema und Reden hilft am meisten.
Hier findet ihr auch wichtige Telefonnummern wenn ihr Hilfe benötigt:
NOTFALLKONTAKTE (ÖSTERREICHWEIT)
Ö3 Kummernummer: 116 123
16:00 - 24:00
Rat auf Draht: 147
Notruf für Kinder und Jugendliche und deren Bezugspersonen
Rund um die Uhr
Telefonseelsorge: 142
Rund um die Uhr
Die Möwe: 01 532 15 15
Hotline für Kinder, Jugendliche, Familien bei psychosozialen Krisen, Gewalt und Missbrauch
Montag bis Donnerstag: 09:00 - 17:00
Freitag: 09:00 - 14:00
Ein Buch, welches ich persönlich als sehr informativ und lehrreich gefunden habe (Autorin steht zu keinem Bezug zu meiner Person es ist lediglich eine Empfehlung als Hilfe) war Will kommen Angst*. Hier wird das Thema in den Unterschiedlichsten Facetten Thematisiert. Angst vor Spinnen bzw Phobien als auch Angstattacken, Panikattacken, Panikstörungen etc.: Ein Tipp von mir.
Ich hoffe wir konnten euch ein wenig helfen. Nehmt es als Herausforderung an und geht positiv und proaktiv dieses im ersten Anschein schwierige Thema an. In der Persönlichkeitsentwicklung und in eurer Erfahrung werdet ihr jedoch durch diese Herausforderung wachsen und stärker dadurch werden.
Mit sportlichen gesunden Grüßen
Rainer Predl
* Der Link zum Buch ist ein Provisions-Link (Affiliate-Links / Werbe-Links).
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