Der 2. Versuch von Eliud Kipchoge, die 2-Stunden-Marke im Marathonlauf zu brechen wird im Oktober 2019 in Wien stattfinden.
Das der Rekordversuch in Wien stattfinden wird, kam doch ziemlich überraschend. Denn ursprünglich war der Marathon in London geplant.
Wir haben alle Details zu dem Rekordversuch, der sich offiziell "INEOS 1:59 Challenge" nennt.
Wann findet der Marathon statt?
Geplant ist der Termin für Samstag, den 12. Oktober. Genauere Angaben gibt es noch nicht. Ein Start früh morgens ist sehr wahrscheinlich. Bei widrigen Bedingungen könnte es auch zu einer Verschiebung des Termins kommen. Das Zeitfenster ist bis etwa 20. Oktober eingeplant. Leicht kühle Temperaturen und kein Wind wären ideal.
UPDATE: Der Start wurde fixiert für Samstag, 12. Oktober um 08:15 Uhr: ZUM LIVE-STREAM
Wo wird der Marathon gelaufen?
Start ist auf der Reichsbrücke wo es auf der Lassallestraße mit Blick auf das Riesenrad Richtung Hauptallee geht. Danach wird durchgehend in der Prater Hauptallee zwischen Lusthaus und Praterstern gelaufen. Das Ziel befindet sich auf Höhe Ernst-Happel-Stadion. Die Hauptallee in Wien ist der Hotsport zahlreicher nationalen Spitzenläufer. Die Strecke erfüllt alle Voraussetzungen für schnelles Laufen. Die etwas über 4 Kilometer lange Gerade ist komplett eben, dank der Bäume sehr gut gegen starken Wind und heiße Temperaturen geschützt. Für Kipchoge soll ein Rundkurs gebaut werden, der 9,6 Kilometer lang ist. Dieser müsste also etwa Mal Mal gelaufen werden. Wichtig ist dabei, das der Athlet ununterbrochen zügig laufen kann. Würde man nur die Hauptallee gerade hin und retour laufen, hätte Kipchoge zumindest einen Wendepunkt mit 180 Grad (kurz vor dem Kreisverkehr beim Praterstein", was alles andere als ideal ist. Im August 2019 wurde zudem der Asphalt der Hauptallee komplett neu saniert. Die Kosten trug dabei INEOS.
Wer ist der Initiator des Events?
Im Frühjahr 2017 wurde der erste Rekordversuch von Nike finanziert und unter dem Namen Breaking2 beworben. Nun ist INEOS der Finanzier. Der offizielle Name des Rekordversuches lautet "INESO 1:59 Challenge".
Mitorganisator des Events ist das Team des Vienna City Marathons.
Was ist das Ziel des Marathons?
Ziel des Projekts ist die erste Marathonzeit unter zwei Stunden. Sollte dies gelingen, wäre es allerdings kein offizieller Weltrekord, da einige Kriterien nicht erfüllt werden, die diesen Lauf als weltrekordtauglichen Lauf zulassen.
Wer möchte den Marathon unter 2 Stunden laufen?
Niemand Geringerer als Eliud Kipchoge. Der Kenianer hält den aktuellen Marathon-Weltrekord (2:01:39 Stunden) und die aktuelle Marathon-Weltbestzeit (2:00:25 Stunden). Kipchoge ist zudem Marathon-Olympiasieger und im Marathon nahezu unschlagbar. Er beendete nur einen Marathon in seiner Karriere nicht auf Platz 1. Für Kipchoge ist es nicht der erste Lauf in Österreich. 2013 gewann er in Kärnten den Wörthersee-Halbmarathon.
Wieso kann kein Weltrekord gelaufen werden?
Damit ein Lauf "bestenlistentauglich" ist, müssen diverse Kriterien des Weltleichtathletikverbandes IAAF erfüllt werden. Einige Kriterien werden allerdings bei diesem Rekordversuch nicht erfüllt. Das betrifft zum Beispiel den Einsatz der Tempomacher. Grundsätzlich sind zwar Tempomacher zu Veranstaltungen zugelassen, diese dürfen aber nach dem erstmaligen Aussteigen nicht wieder in das Renngeschehen eingreifen. Dies ist allerdings bei der INESO 1:59 Challenge der Fall. Rund 20 Tempomacher wechseln sie regelmäßig ab. Meist sind fünf Tempomacher gleichzeitig im Einsatz. Nach einigen Kilometern werden diese von anderen Tempomachern abgelöst. Dieser Prozess ist allerdings bei einem weltrekordtauglichen Marathon verboten. Zudem sind maximal drei Tempomacher erlaubt. Für Kipchoge werden allerdings 20 Tempomacher im Einsatz sein.
Ein weiterer Vorteil: Ein Fahrzeug fährt vor den Athleten. Mittels auf den Boden projizierten Lasern gibt es den Athleten die Ideallinie vor. Zudem dient das Fahrzeug als zusätzlicher Schutz vor Wind.
Wer sind die Tempomacher?
Zu den "Hasen" für Kipchoge zählen u.a. die drei norwegischen Brüder Henrik Ingebrigtsen, Jakob Ingebrigsten und Filip Ingebrigtsen. Sie zählen allesamt zu den erfolgreichsten europäischen Läufern. So wurde Henrik Ingebrigtsen 2012 Europameister über die 1.500 Meter, Filip Ingebrigtsen gewann 2018 den Crosslauf-Europameistertitel. Der jüngste Bruder Jakob Ingebrigtsen zählt als Jahrhundertalent. Der gewann 2018 mit erst 17 Jahren bei den Europameisterschaften in Berlin die Bewerbe über die 1.500 Meter und die 5.000 Meter. Auch der 44-jährige Bernard Lagat (USA) ist wie schon 2017 in Monza Tempomacher. Auch einige Trainignspartner von Kipchoge werden zu den Helfern zählen, darunter mit Augustine Choge und Victor Chumo zwei absolute Weltklasse-Läufer.
Ebenfalls Tempomacher sind der Schweizer Julien Wanders und der US-Läufer Paul Chelimo. Wanders hält mit 27:25 Minuten über die 10 Kilometer und 59:13 Minuten über die Halbmarathon-Distanz Europarekorde. Chelimo holte 2016 in Rio Olympia-Silber über die 5.000 Meter. Weitere Tempomacher sind Tesfahun Akalnew (PB: 27:30,24 Minuten über die 10.000 Meter), Mande Bushendich (PB: 27:24 Minuten über die 10 Kilometer), Philemon Kacheran (PB 2:07:12 Stunden beim Barcelona-Marathon), Shadrack Kipchirchir (US-Crosslaufmeister), Noah Kipkemboi (Halbmarathon-PB: 60:52 Minuten) und Vincent Kiprotich (PB 10 Kilometer: 27:21 Minuten).
Wie schnell ist der bisherige Marathon-Weltrekord?
Eliud Kipchoge lief im Herbst 2018 in Berlin mit 2:01:39 Stunden den bis heute gültigen Marathon-Weltrekord (mehr dazu hier: "Marathon-Weltrekord beim Berlin-Marathon"). Die schnellste, jemals gelaufene Marathonzeit liegt bei 2:00:25 Stunden, die ebenfalls Eliud Kipchoge hielt. Das gelang ihm im Jahr 2017 im Rahmen der Breaking2-Challenge, dem ersten Versuch den Marathon unter nicht rekordtauglichen Bedingungen unter zwei Stunden zu laufen.
Welches Tempo muss gelaufen werden?
Für eine Marathonzeit von 1:59:59 Stunden muss der Kilometer in 2:51 Minuten gelaufen werden, das entspricht einer Geschwindigkeit von über 21 km/h. 100 Meter muss Kipchoge in ziemlich genau 17 Sekunden laufen und das insgesamt fast 422-mal ohne Pause.
Ist eine Marathonzeit unter zwei Stunden möglich?
Lange Zeit wagte man keinen Gedanken an eine Marathonzeit unter zwei Stunden zu verschwenden. Vor exakt 20 Jahren lang der Marathon-Weltrekord noch bei über 2:06 Stunden. Im Oktober 1999 gab es die erste Marathonzeit unter 2:06 Stunden, im Jahr 2003 die erste Zeit unter 2:05 Stunden, im Jahr 2011 die erste Zeit unter 2:04 Stunden, im Jahr 2014 die erste Zeit unter 2:03 Stunden und vergangenes Jahr die erste Marathonzeit unter 2:02 Stunden durch Eliud Kipchoge in Berlin. Hinzu kommt die nicht rekordtaugliche Zeit von Eliud Kipchoge im Jahr 2017 (2:00:25 Stunden). Gerade diese zwei Leistungen von Kipchoge könnten den Traum von der ersten Marathonzeit unter zwei Stunden bald zur Realität werden lassen. Gegenüber seiner inoffiziellen Bestzeit (2:00:25 Stunden) müsste sich Kipchoge nur noch um 26 Sekunden verbessern, also gut eine halbe Sekunde pro Kilometer.
Auf eine offizielle Marathonzeit unter zwei Stunden fehlen Kipchoge allerdings noch exakt 100 Sekunden, also etwa zweieinhalb Sekunden pro Kilometer. Das ist auf solch einem hohen Leistungslevel eine halbe Ewigkeit und scheint auch für Kipchoge wenig realistisch. Daher wagt der Kenianer einen zweiten Versuch, für eine Marathonzeit unter zwei Stunden unter nicht rekordtauglichen Bedingungen.
Eliud Kipchoge ist jedenfalls felsenfest von einer Marathonzeit unter zwei Stunden überzeugt: "‚No human is limited‘. Ich weiß, dass es für mich möglich ist, einen Marathon unter zwei Stunden zu laufen“!
Gibt es Möglichkeiten das Event live mit zuverfolgen?
Das Nike-Projekts Breaking2 fand 2017 fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Damals wurde auf der Rennstrecke in Monza gelaufen. Im Stadion selbst wurden zum größten Teil nur Medienteams zugelassen, über einen Livestream konnte das Rennen allerdings live verfolgt werden. In Wien wird die Prater Hauptallee allerdings auch im Rahmen des Rekordversuches für Zuseher erreichbar sein. Eine Übertragung via TV oder Livestream ist ebenfalls geplant
INEOS 1:59 Challenge live im TV oder Internet
Rund 30 TV-Sender übertragen das Spektakel live. In Österreich wird der Marathon auf ORF Sport+ und in der TVthek gezeigt. Zudem ist die INEOS 1:59 Challenge mit Eliud Kipchoge weltweit via Youtube-Livestream zu sehen:
Gleich weiterlesen: Die Geschichte und Entwicklung des Marathons!
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