Laufen zählt zwar zu den einfachsten und auch günstigsten Sportarten der Welt.
Doch neben Sportbekleidung benötigt es zumindest ein Paar Laufschuhe. Und diese Schuhe sind teilweise alles andere als günstig. Waren es zu Beginn der Euro-Einführung meist um die 100 Euro, die für ein Paar Laufschuhe zu bezahlen waren, so hat sich die Preisspanne mittlerweile auf bis zu 300 Euro entwickelt. Doch sind diese Preise überhaupt gerechtfertigt?
Was kosten Laufschuhe?
Durchschnittlich muss man mit 120 bis 150 Euro rechnen, zumindest bei bekannten Markenprodukten. Aufwärts gibt es mittlerweile fast keine Grenzen mehr. Für Laufschuhe mit Carbon-Platte, die in den letzten Jahren für viele neue Weltrekorde über die Marathon- und Halbmarathondistanz verantwortlich waren, sind sogar bis zu 300 Euro bezahlen. Dabei zu bedenken ist, dass diese Schuhe zumeist eine deutlich kürzere Lebensdauer haben. Nach rund 300 Kilometern kann der Schuh ausgelaufen sein. Somit kostet ein Kilometer Laufen etwa einen Euro. Demnach wäre Laufen zumindest in diesem Fall alles andere als günstig. Eine Stunde Laufen über eine Distanz von 12 Kilometern würde demnach 12 Euro kosten.
Die meisten Laufschuhe haben zum Glück allerdings eine deutlich längere Lebensdauer (800 - 1.000 Kilometer) und sind um einiges günstiger. Für ein 150-Euro-Modell, welches sich 900 Kilometer laufen lässt, wäre das ein Kilometerpreis von 17 Cent. Eine Stunde Laufen würde demnach rund 2 Euro kosten. Also in diesem Fall ist Laufen tatsächlich ein Schnäppchen.
Doch das beantwortet noch nicht unserer Frage, wieso bekannte Markenprodukte meist deutlich über 100 Euro kosten. Dafür ist eine genauere Betrachtung der Konstruktion der Laufschuhe notwendig.
Die Verarbeitung der Schuhe
Wichtigstes Qualitätskriterium eines Laufschuhs ist die Verarbeitung. Eine schlechte Verarbeitung kann dazu führen, dass der Laufschuh schnell ausgelaufen ist oder sich im Worst Case sogar Teile vom Schuh lösen. Bei Billigprodukten ist die Chance sehr groß, dass sich Bestandteile an der Sohle früher lösen oder Risse im Schuh eine Weiterverwendung gar unmöglich machen.
Allerdings müssen nicht ausschließlich die Schuhe vom Discounter von schlechter Verarbeitung betroffen sein, auch bekannte Markenprodukte stellen sich immer wieder als Reinfall heraus. Das heißt, auch ein 150-Euro-Schuh garantiert keine einwandfreie Verarbeitung. Auch bei diesen kam es laut unseren bisherigen Erfahrungen, zwar selten, aber doch, zu frühen Schäden an der Oberfläche und Ablösungen an der Sohle.
So führt etwa ein geklebtes Oberflächenmaterial in der Regel zu einer kürzeren Lebensdauer als ein angenähtes Obermaterial.
Umtausch selten möglich
Ein Umtausch von Laufschuhen ist nach mehrmaligen Tragen nur selten möglich. Nur wenn der Schuh erst vor kurzem gekauft wurde und ganz eindeutig sichtbar ist, dass die Schäden durch Qualitätsmängel des Schuhs zustande kamen, ist auch ein Umtausch realistisch. Kulante Sportgeschäfte bieten im Idealfall sogar einen Shop-Gutschein für ein anderes Produkt an, denn den gleichen Laufschuh möchte man in diesem Fall wohl kaum.
Abnutzungen durch regelmäßiges Laufen sind hingegen definitiv vom Umtausch ausgeschlossen.
Die Marke
Ein nicht unerheblicher Anteil am Verkaufspreis sind auch die Kosten für die Marke. Denn bei Marken bekannter Laufschuhhersteller zahlt man natürlich auch etwas mehr für die Marke selbst, als bei einem No-Name Produkt oder einem Discounter-Laufschuh.
Hinzu kommt, dass Händler von Eigenmarken, wie etwa bei Decathlon, einen Kostenanteil weniger haben und dadurch auch beim Preis einen größeren Spielraum besitzen und ihr Produkt demnach deutlich günstiger anbieten können.
Materialkosten weniger als 10 % des Verkaufspreises
Laut einer Studie des Südwind-Instituts belaufen sich die Materialkosten bei Laufschuhen übrigens auf 8 Prozent des Verkaufspreises. Anbei der Kostenanteil bei einem 120 Euro teuren Laufschuh:
Typ | Preis | Anteil |
---|---|---|
Einzelhandel | 45,- | 38 % |
Markenkonzern | 26,- | 22 % |
Umsatzsteuer | 20,- | 17 % |
Materialkosten & Rohstoffe | 10,- | 8 % |
Zwischenhändler & Distributor | 5,- | 4 % |
Gewinn Produzent | 4,- | 3 % |
Transport & Zölle | 4,- | 3 % |
Sonstiges Produktionskosten | 3,50,- | 3 % |
Lohnkosten | 2,50,- | 2 % |
Der Einzelhandel und die Marke selbst erhalten also 60 % des Verkaufspreises. Die Materialkosten betragen lediglich 8 Prozent. Erschreckend sind aber die Lohnkosten, die mit 2 Produzent den geringsten Anteil ausmachen. Produziert werden die meisten Laufschuhe in Vietnam, China, Indien und Indonesien.
Günstige Laufschuhe vom Discounter
Discounter-Laufschuhe sind zumeist um deutlich unter 100 Euro erhältlich, teilweise sogar um unter 50 Euro. Aufgrund der ohnehin geringen Materialkosten bei Laufschuhen muss sich das Material aber grundsätzlich nicht drastisch von teuren Marken-Schuhen unterscheiden.
Bei einigen Tests wurde aber die Sohle an Discounter-Laufschuhen bemängelt. Die ist sehr oft zu hart und zu wenig elastisch. Das führt zu einer unausreichenden Dämpfung und einer ungleichmäßigen Druckverteilung auf den Fuß, der Abrollvorgang ist dadurch ebenfalls negativ beeinflusst. Demnach müssen solche Laufschuhe unbedingt vor dem Kauf anprobiert werden. Wichtiger Tipp: Nicht nur anprobieren, sondern auch einige Meter laufen. Ist ein Anprobieren im Laden nicht möglich, dann spricht nichts für einen Kauf solcher Schuhe.
Sitzt der Schuh aber gut am Fuß und ist das Laufgefühl ebenfalls angenehm, dann dürfen Laufschuhe vom Discounter ebenfalls erworben werden. Mit einer kürzeren Lebensdauer muss aber trotzdem gerechnet werden. Zudem empfehlen wir, dass Läufer mindestens zwei verschiedene Paar Laufschuhe besitzen sollten. Das gilt auch für Hobbyläufer und Anfänger. Denn so arbeitet unser Fuß flexibler und gewöhnt sich nicht nur an ein Material bzw. eine Schuhkonstruktion.
Laufschuh kaufen: Tipps zum Sparen
Laufschuh-Modelle werden von Herstellern zumeist jährlich weiterentwickelt. Oft gibt es aber noch Vorjahresmodelle im Handel, die noch nicht verkauft wurden und nach Erscheinen des neuen Modells teilweise stark reduziert angeboten werden. So ist es durchaus möglich, dass ein Modell, welches für einen UVP von 150 Euro im Handel erhältlich war, nun um unter 100 Euro zu erwerben ist. Die Vorjahresmodelle stehen zudem den neuen Modellen in Sachen Qualität in den meisten Fällen um Nichts nach. Ein Hobbyläufer merkt zumeist nicht einmal die Unterschiede zwischen einer neuen Auflage und der alten Auflage.
Ebenfalls zu empfehlen ist ein vorheriges Anprobieren des Laufschuhs im Laden. Zwar ist es im Internet durchaus einfach, an Schnäppchen zu kommen, doch die Chance ist sehr groß, dass sich dann der Schuh nicht wohl anfühlt oder eine Nummer zu groß oder zu klein ist. Die Gefahr eines Fehleinkaufs ist auf jeden Fall höher. Im Laufladen können diese Probleme vorab vermieden werden. Hinzu kommt im Idealfall eine kompetente Beratung.
Unser Tipp zum Schluss: Discounter-Laufschuhe müssen nicht immer schlecht sein. Da die Materialkosten bei Laufschuhen ohnehin gering sind, ist die Gefahr großer Differenzen in der Qualität gar nicht so groß, wie oft angenommen. Man sollte sich aber bewusst sein, dass sowohl bei Discounter-Laufschuhen als auch bei Marken-Laufschuhen nur ein sehr geringer Anteil an diejenigen geht, die den Schuh tatsächlich anfertigen.
Dazu passend: Der große Laufschuh Test
Kommentare
Einfach mal lieber Vorgänger Modelle probieren, da spart man mal auch 50%! Also mal fragen beim anprobieren ob das aktuelle Model auch als Vorgänger gibt wo man sich super fühlt, meistens passt dieser genauso!
Aber das wichtigste sind nunmal die Schuhe. Um nicht mehr kaputt zu machen.
Da sieht man mal was alles am Preis geht.
Aber ich habe vorher sehr lange überlegt, ob ich den Schuh für 150€ überhaupt kaufen soll. Irgendwo sind auch Grenzen. Vorallee für mich als Hobbyläufer
Bisher passt das mit den Schuhen auch wenn die stet weiterentwickelt werden und ich auf massive Änderungen sehr sensibel reagiere.
War der größte Fehler... nach knapp 2 Monaten hatte ich dermaßen Schmerzen im li. Fuß.
Also meine Laufschuhe kosten sicher mehr als meine privat Schuhe.
Meine Schuhe kosten immer zwischen 150 und 200 Euro