Steht die World Marathon Majors Serie vor dem Aus?
Zumindest könnte es die aktuelle Ankündigung der WMM (= World Marathon Majors) andeuten. Denn die senkten das Preisgeld für den Sieger tatsächlich auf ein Fünftel. Nicht "um" ein Fünftel, sondern "auf" ein Fünftel. In Zeiten hoher Inflation der Weg in die falsche Richtung. Zumal gerade die Sportler bestraft werden, die die Serie mit ihren großartigen Leistungen aufgebaut und zu einer weltweit bekannten Marke gemacht haben. Noch erschreckender ist der Preisgeld-Vergleich gegenüber 2017.
So funktionieren die World Marathon Majors
Die World Marathon Majors fassen die größten Marathon-Veranstaltungen der Welt zusammen. Teil der Serie sind die sechs Marathons in Berlin, Boston, Chicago, London, New York City und Tokio. Für die Zukunft wurde die Aufnahme einiger neuer Läufe in Erwägung gezogen. Die nun kommunizierten Änderungen beim Preisgeld deuten allerdings in eine ganz andere Richtung.
Peinlich: 10 % im Vergleich zu 2017
Zwischen 2006 und 2017 kassierten die Sieger der Serie 500.000 US-Dollar. 2018 bis 2021 waren es nur noch 250.000 US-Dollar. Nun wurde das Preisgeld dramatisch reduziert. Die Gewinner erhalten nur noch 50.000 US-Dollar, also nur noch 10 % gegenüber dem vor fünf Jahren.
Nur noch Taschengeld für Kipchoge
Die Änderung tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft, sodass Eliud Kipchoge, den der WMM-Titel 2022 nach seinen Siegen beim Tokio Marathon und beim Berlin Marathon quasi nicht mehr zu nehmen ist, nur noch 50.000 US-Dollar in diesem Jahr erhält. Für den Marathon-Weltrekordhalter, der finanziell längst abgesichert ist, ist das kein Beinbruch, für andere Profi-Sportler allerdings schon. Zumal es gegenüber Kipchoge aber allemal ein Vertrauensbruch ist, der die Marke mit seinen großartigen Erfolgen und Weltrekord aufgebaut hatte.
Reduzierung auch für Platz 2 und 3
Die Zweit- und Drittplatzierten erhalten 50 % weniger. Statt 50.000 US-Dollar und 25.000 US-Dollar sind es nur noch 25.000 US-Dollar und 12.500 US-Dollar. Für Platz 4 und 5 gab es hingegen erstmals ein Preisgeld in der Höhe von 7.500 US-Dollar und 5.000 US-Dollar. Damit wurde das gesamte Preisgeld von 650.000 US-Dollar auf 200.000 US-Dollar gesenkt.
Rollstuhlfahrer erhalten nun gleiches Preisgeld
Einzig das Preisgeld bei den Rollstuhlfahrern wurde leicht erhöht. Auch da erhalten die Sieger 50.000 US-Dollar, das Gesamt-Preisgeld beträgt nun, wie bei den Läufern, 200.000 US-Dollar (bisher 170.00 USD).
Skandal-Entscheidung
Die Entscheidung der radikalen Reduzierung der Preisgelder gleicht einem Skandal, in einer Sportart die hartes und intensives Training mit vielen Entbehrungen fordert und ohnehin, mit wenigen Ausnahmen, für Elite-Sportler nie lukrativ war. Die World Marathon Majors konnten sich mit ihrer Serie eine weltbekannte Marke aufbauen, die vor allem durch die Starts zahlreicher Weltklasseläufer gepusht wurde. Nun werden gerade die Sportler, die die WMM zu einer großen Marke gemacht haben, links liegen gelassen.
World Marathon Majors vergleichbar mit Grand Slam Turnieren
"Unsere Rennen sind für unseren Sport das, was die Frensh Open für den Tennissport sind", sagte Mary Wittenberg gegenüber letsrun, damals Chefin der New York Road Runners und Renndirektorin des NYC Marathon. Wieso man aber dann die Preisgelder für die Sportler, die die World Marathon Majors repräsentieren, so drastisch reduziert, ergibt keinen Sinn, zumal in anderen Sportarten, wie etwa bei den Grand-Slam-Turnieren der Tennisspieler, die Preisgelder im selben Vergleichszeitraum sogar sukzessive erhöht wurden.
Ändert Kipchoge nun seine Marathon-Ziele?
Für Eliud Kipchoge ist es übrigens ein großes Karriereziel, alle sechs World Marathon Majors zu gewinnen. Berlin, Chicago, London und Tokio hat er bereits gewonnen, in Boston und New York City trat er hingegen noch nicht an. Nachdem der 37-Jährige im Nachhinein um 200.000 US-Dollar "betrogen" wurde, könnte sich dieser womöglich auch zu einer Anpassung seiner Ziele bewegen. Angenommen wurde, dass Kipchoge 2023 den Boston Marathon und den New York City Marathon bestreitet und 2024 seine Marathon-Karriere bei den Olympischen Spielen beendet.
Preisgelder ab 2022
- Platz: 50.000 US-Dollar
- Platz: 25.000 US-Dollar
- Platz: 12.500 US-Dollar
- Platz: 7.500 US-Dollar
- Platz: 5.000 US-Dollar
Preisgeld-Entwicklung seit 2006
Platz | 2006-2017 | 2018-2021 | ab 2022 |
---|---|---|---|
1. | 500.000$ | 250.000$ | 50.000$ |
2. | - | 50.000$ | 25.000$ |
3. | - | 25.000$ | 12.500$ |
4. | - | - | 7.500$ |
5. | - | - | 5.000$ |
Kommentare
Vor allem wenn man bedenkt wie populär das laufen durch diese tollen Erfolge wurde… WWM hat ja auch was davon